corporAID MagazinP.B.B. VERLAGSPOSTAMT 1040 WIEN 13Z039704 MAUSGABE 73 Õ JÄNNER | FEBRUAR 2018CORPORAID IST EINE INITIATIVE VONDAS ÖSTERREICHISCHE MAGAZIN FÜR WIRTSCHAFT, ENTWICKLUNG UND GLOBALE VERANTWORTUNGFestbeleuchtung aus Innsbruck: MK IlluminationUnternehmer Veit Schmid-Schmidsfelden im InterviewJedes Jahr sterben eine Million Menschen aufgrund gefälschter Arzneien. Die Bedrohung in Pillenform betrifft viele Entwicklungsländer, aber auch in Industriestaaten tauchen immer wieder Plagiate auf. Noch fehlt ein wirksames Rezept gegen das gefährliche Milliarden-Business.3er Gespräch: Typwechsel bei InnovationFälschungen mitGesundheitsrisikoZeit für Vielseitigkeit.Jetzt 6 Wochen testenDiePresse.com/sonntagstestZu wenig Geld, zu wenig politische Unterstützung – das waren die Hauptkritikpunkte, welche die Evaluierung der österreichischen Entwick-lungszusammenarbeit durch die OECD vor drei Jahren zutage brachte. Viel bewegt hat sich seitdem nicht. Und eine echte Neuorientierung darf man sich auch von der neuen Regierung nicht erwarten. Dabei wäre eine strategisch ausgerichtete, kohärente Entwicklungspolitik so dringend notwendig, um in der Flüchtlingsproblematik und bei den globalen Entwick-lungszielen wirksame Maß-nahmen zu setzen und nicht nur in Überschriften zu reden. Zur österreichischen Ent-wicklungszusammenarbeit ab Seite 20. Wie neue Wege in der Flüchtlingshilfe ausschauen können, ab Seite 16. Und wie die heimische Wirtschaft sich im Reporting für die SDG aufstellt und Innovation für Emerging Markets vorantreibt, lesen Sie ab Seite 40 bzw. im Dreiergespräch ab Seite 24. Diesmal im großen Interview:Veit Schmid-Schmidsfelden, ab Seite 6. Eine anregende Lektüre!EditorialBERNHARD WEBERWirtschaft gestaltet Globalisierung.Und damit die Welt von morgen.Unternehmen schaffen Wohlstand.Und damit die Basis für Entwicklung.corporAID bewegt Unternehmen.Damit globale Armut von gestern wird.Unternehmen unterstützen corporAID:corporAID Magazin Jänner | Februar 201803IMPRESSUM Medieninhaber: ICEP Wirtschaft & Entwicklung GmbH, Möllwaldplatz 5, 1040 Wien, Tel. 01-9690254, offi ce@corporaid.at, www.corporaid.at, www.icep.atHerausgeber: Bernhard Weber | Chefredakteur: Christoph EderChef vom Dienst: Melanie Pölzinger | Grafi k: Mihai M. MitreaRedaktion: Victoria Grabenwöger, Katharina Kainz-Traxler, Sophie Langer-Hansel, Ursula Weber, Gudrun ZimmerlAnzeigen: Nina Bennett, n.bennett@icep.atDruck: Styria GmbH & Co KG; Aufl age: 73.000 StückAbobestellung: abo@corporaid.atBLATTLINIE Als von politischen Parteien, Interessensvertretungen und Institutionen un-abhängige Initiative vertritt corporAID die Auffassung, dass wirtschaftliche Entwicklung eine entscheidende Grundlage von Armutsminderung und daher Globalisierung eine Chance für globale Entwicklung ist. Das corporAID Magazin möchte für globale Armutsbe-kämpfung etwas bewegen, indem es fundiert und sachgerecht zentrale Fragestellungen der Globalisierung für Wirtschaft und Gesellschaft beleuchtet, zum Verstehen des Zusam-menwirkens von Wirtschaft und Entwicklung beiträgt und die mit einer nachhaltigen Ge-staltung der Globalisierung verbundenen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Chan-cen in den Horizont der österreichischen Wirtschaft rückt. corporAID bekennt sich zu den Grundsätzen der Meinungsfreiheit, der sozialen Gerechtigkeit, der öko-sozialen Markt-wirtschaft, des gegenseitigen Respekts sowie der Eigenverantwortung des Menschen.Die corporAID Ausgabe März | April 2018 erscheint am 22.2.2018 in der Tageszeitung Die Presse.MIT UNTERSTÜTZUNG VONEINE INITIATIVE VONIn Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern steckt mehr. Wie ¿ nden Sie heraus was möglich wäre?Welche Fähigkeiten Ihrer MitarbeiterInnen ungenutzt sind? Wie Sie Talente fördern können? .ella rüf treW rhem dnu gnutsieL rheM .treimitpo p5 Aus Potenzial wird Performance.PerspektivenPotenzialeProzessePersonenPerformancewww.5p-consulting.comInhalt05corporAID Magazin Jänner | Februar 2018INTERVIEW MIT VEIT SCHMID-SCHMIDSFELDENBegeistert von WertschöpfungLEITARTIKEL Neue LogikDIE AKTUELLE ZAHL 1,3TERMINE & NACHLESEglobal.businessGEFÄLSCHTE ARZNEIMITTELUnerwünschte NebenwirkungFLÜCHTLINGSPOLITIKNach der FluchtÖSTERREICHISCHE ENTWICKLUNGSZUSAMMENARBEITStrategie gesuchtnew.business 3ER GESPRÄCHVom Forschungsinput zum InnovationsoutputNEUE MÄRKTEKolumbiens ComebackHIDDEN CHAMPIONWeihnachtsstimmung rund um den Globusethical.businessGOOD PRACTICE Wer Österreich bewegtWEIHNACHTSGESCHENKEFrohes FairschenkenGLOBALE ZIELE FÜR NACHHALTIGE ENTWICKLUNGEinstieg in die SDGWIRTSCHAFTSPARTNERSCHAFT Kampf der Naturgewalt 610104611121620232428323536384044Unerwünschte Nebenwirkung Es ist ein Milliarden-Business: der Verkauf von gefälschten, minderwertigen oder nicht zugelassenen Arzneimitteln. Vom Antibiotikum bis zum Krebsmedikament ist heutzutage fast alles in der rezeptfreien Billigvariante erhältlich. Vor allem für Entwick-lungsländer stellen illegale medizinische Produkte eine Bedrohung für die öffentliche Gesundheit dar.12HIDDEN CHAMPIONWeihnachtsstimmung rund um den GlobusINTERVIEW MIT VEIT SCHMID-SCHMIDSFELDENBegeistert von Wertschöpfung3ER GESPRÄCHVom Forschungsinput zum InnovationsoutputAlle Inhalte fi nden Sie auch auf www.corporAID.at6322406Begeistert vonWertschöpfungInterviewCORPORAID: Was bedeutet Globalisierung für Sie? SCHMID-SCHMIDSFELDEN: Die Glo-balisierung ist eine riesige Chance für Österreich. Globalisierung bedeutet für mich Präsenz auf den Weltmärkten und die Verbreitung unserer Technologie; internationale Zusammenarbeit durch Kundenkon-takte in anderen Regionen; und die bessere Verständigung der Nationen durch die Konvergenz der Kompeten-zen, etwa in internationalen Supply Chains. Gerade für Mittelständler, die nicht selbst über alle Tech-nologien verfügen können, ergeben sich aus der internationa-len Zusammenarbeit neue Wettbewerbs-vorteile. Ich kann daher die Negativbesetzung der Globalisierung nicht nachvoll-ziehen. Manche träumen von einem geschlossenen Markt – zu glauben, dass man durch das Abschneiden von Konkurrenz den Lebensstan-dard sichern kann, ist aber eine sehr kurzsichtige Perspektive. Denn je offener der Markt ist, desto mehr Informationen gibt es: Das bringt die Unternehmen weiter, das öffnet aber auch die gesellschaftliche Perspek-tive – und führt letztlich zu einem höheren Lebensstandard für alle. Wie profi tiert Fertinger von der Globalisierung?SCHMID-SCHMIDSFELDEN: Fertin-ger umfasst zwei große unterschied-liche Bereiche. Eine Non-Automotive Für den Vollblutunternehmer Veit Schmid-Schmidsfelden, geschäftsführender Gesellschafter der Rupert Fertinger Gruppe, bedeuten disruptive Entwicklungen in der Automobilbranche letztlich große Chancen. Sein Erfolgsrezept: mit Kunden auf der ganzen Welt wachsen. Demnächst wagt der Mittelständler deshalb den Schritt nach Mexiko. DAS GESPRÄCH FÜHRTE BERNHARD WEBER.Schiene, das ist die Sänitärtechnik und das ursprüngliche Programm der Fertinger Gruppe. Hier sind wir Nischenanbieter und sehr stolz auf einige Marktführerpositionen in Österreich. Und dann gibt es den viel größeren Bereich Automo-tive, wo wir einerseits im Bereich autoelektrische Versorgung im Fahrzeug und andererseits für Kli-matechnik und Temperaturmanage-ment Lösungen anbieten. In diesem Bereich wachsen wir sehr stark, da sind wir interna-tional tätig – was ohne Globalisierung so nicht möglich wäre. Wir produzieren an vier Standorten in Niederösterreich und einem in Polen. Und sind gerade mit der Pla-nung von einem Standort in Mexiko befasst. Welche Rolle spielt Wachstum für Ihr Unternehmen?SCHMID-SCHMIDSFELDEN: Meine Familie ist seit 300 Jahren in der Metallindustrie tätig. Da geht es darum, dass man immer wieder aufs Neue jene Bereiche forciert, die das Unternehmen weiterbringen. Der Schlüssel zum Wachstum ist zweifellos die dem Kundennutzen dienende Innovation. Aus unserer Erfahrung als Mittelständler lag das Erfolgsrezept immer darin, den Kunden auf der ganzen Welt zuzu-hören und rasch Technologien und Verfahren bieten zu können, die unseren Kunden Vorteile bringen. Zu glauben, dass man durch das Abschneiden von Konkurrenz den Lebens-standard sichern kann, ist eine sehr kurzfristige Sichtweise.V. SCHMID-SCHMIDSFELDENÅWir werden unsere Entwicklungs-geschwindigkeit weiter erhöhen und unsere Entwicklungstätigkeit auch mit den internationalen Kunden vor Ort vorantreiben. Eine besondere Herausforderung sind derzeit dis-ruptive Entwicklungen – und zwar nicht nur bei Digitalisierung und Vernetzung, sondern auch bei den Produktionstechnologien. Wie geht Fertinger mit diesen disruptiven Entwicklungen um?SCHMID-SCHMIDSFELDEN: Jede Innovation ist letztlich eine Chance. Gleichzeitig kann es zum Aus-scheiden aus dem Markt führen, wenn man disruptive Entwicklun-gen zu spät erkennt. Ein Thema ist beispielsweise der 3D-Druck von Metallen, wodurch es heute bereits möglich ist, einbaufertige Kompo-nenten in einer unfassbaren Kom-plexität herzustellen. Ein weiteres Thema ist Elektromobilität, die die Angebotspalette in vielen Unter-nehmen nachhaltig verändern wird. Dabei weiß niemand wirklich, wie die Entwicklungskurve verlaufen wird. Als Tier 2-Zulieferer der Auto-mobilindustrie ist Elektromobilität bei Fertinger bereits täglich prä-sent: Denn Elektro- und Brennstoff-zellenfahrzeuge erfordern mehr Temperaturwechselaufgaben und elektrische Anbindungen im Fahr-zeug. Ich kenne eine ganze Reihe von Unternehmen aus dem Auto-motivebereich, die bereits überle-gen, in welche Anwendungen in den neuen Mobilitätslösungen die vorhandenen Erfahrungen corporAID Magazin JänFOTO: MIHAI M. MITREAcorporAID Magazin Jänner | Februar 201807VEIT SCHMID-SCHMIDSFELDEN ist seit 2002 geschäftsführender Gesellschaf-ter der Rupert Fertinger Gruppe. Er ist zudem Obmann-Stellvertreter der Bundessparte Industrie der Wirtschaftskammer Österreich, Vorsitzender des Ausschusses für Arbeit und Sozialpolitik der Industriellenvereinigung und Verhandlungsführer der Arbeitgeber bei den jähr-lichen Kollektivvertragsver-handlungen der metalltech-nischen Industrie.und Kompetenzen einfl ießen kön-nen. Hier muss man teilweise ganz neu denken. Als die Elektronik eingeführt wurde, haben das viele abgelehnt, weil damit bisherige Verfahren obsolet wurden – klug war das nicht. Im Grunde sind wir gut beraten, wenn wir Inno-vation als Chance sehen und nicht als negativen Einfl uss auf unsere Geschäftstätigkeit. Wie sehen Sie den interna-tionalen Wettbewerb im Bereich Innovation?SCHMID-SCHMIDSFELDEN: Die Innovationsgeschwindigkeit in Län-dern wie China oder auch Indien nimmt zu, und ich sehe das sehr positiv und als Herausforderung für Europa. Denn Innovationen in die-sen Ländern, die gerade im Begriff sind, Industriegesellschaften zu werden, sind für uns eine Anre-gung und stellen eine Chance dar, unsere eigenen Innovationsstruk-turen weiterzuentwickeln. Damit das funktioniert, müssen Unternehmen bereit sein, in Vari-anten zu denken und das, was man immer schon gemacht hat, in Frage zu stellen. Diese Grundhaltung muss sich von der Geschäftsführung über die technische und kaufmän-nische Leitung bis in die Werkstätte durchziehen. Sie haben erwähnt, einen Standort in Mexiko zu eröffnen. Wo liegen für Mittelständer wie Fertinger bei diesem Schritt die Herausforderungen?SCHMID-SCHMIDSFELDEN: Ich war im Vorfeld oft in Mexiko und habe jedes Mal dazugelernt. Zum Bei-spiel habe ich meine Meinung zum schließlich ausgewählten Standort komplett geändert. Wichtig ist es, Politik und Verwaltung zu verstehen, und auch Sicherheitsfragen, die viele Investoren abschrecken, zu klären. Dazu kommen klassische Themen wie Arbeitskultur, Lohnbildung, Sozialversicherung, Bilanzierungs-richtlinien und steuerliche Gesichts-punkte. Hier muss man abklären, inwiefern die Situation mit der eige-nen Strategie und dem Risiko, das man einzugehen bereit ist, zusam-menpasst. Die große Herausforde-rung liegt aber darin, die richtigen Mitarbeiter zu fi nden, damit wir dort den Kunden verlässliche Prozesse anbieten können. Wir müssen uns mit Themen wie Einschulung und Ausbildung von Mitarbeitern beschäftigen. Es geht aber vor allem darum, Mitarbeiter für die Betriebskultur zu gewinnen und damit sicherzustellen, dass sie auch längerfris-tig im Unternehmen tätig sein möchten. Wir wollen keine Jobhop-per beschäftigen, die wegen 50 Pesos den Arbeitsplatz wechseln. Kundenseitig sehe ich weniger Her-ausforderungen, da das ja internati-onale Konzerne sind, die wir heute schon von Österreich aus beliefern. Was können heimische Unter-nehmen international beitragen?SCHMID-SCHMIDSFELDEN: Die Erfahrung zeigt, dass man in einem Markt nur langfristig wach-sen kann, wenn man vor Ort auch wertschöpfend tätig ist. Wir bringen die Expertise, die die österreichi-sche Industrie in den vergangenen 300 Jahren aufgebaut hat, in neue Märkte mit, weil wir unsere Stan-dards und Werte ja nicht ändern. So prägen wir nicht nur die Beziehun-gen zu den Mitarbeitern, sondern auch zu den Sublieferanten und Behörden vor Ort. Dazu gehört die wertschätzende Zusammenarbeit von Unternehmen und Mitarbeitern in der Sozialpartnerschaft ebenso wie die Ausbildung von Lehrlin-gen durch die Betriebe. Übrigens ist auch das eine positive Seite der Globalisierung.Wie fi t sind österreichische Unternehmen für den Schritt in Emerging Markets? SCHMID-SCHMIDSFELDEN: Es ist schon viel Mut notwendig, um in volatilen und politisch unsicheren Märkten zu investieren. Hier ist viel Informationsarbeit notwendig um aufzuzeigen, wo die Risiken liegen. Zum einen macht die Außenwirt-schaftsorganisation der Wirtschafts-kammer einen hervorragenden Job und ist sehr bemüht, relevante Infor-mationen bereitzustellen. Zum Teil sind aber auch lange Vorarbeiten notwendig, um tatsächlich den Infor-mationsstand zu bekommen, der not-wendig ist, um eine gute Investiti-onsentscheidung treffen zu können. Die Erfahrung zeigt, dass man in einem Markt nur langfristig wachsen kann, wenn man vor Ort auch wertschöpfend tätig ist.V. SCHMID-SCHMIDSFELDENcorporAID Magazin Jänner | Februar 201808FOTOS: MIHAI M. MITREA, FERTINGERVEIT SCHMID-SCHMIDSFELDENim GesprächWas macht ein Unternehmen in Ihren Augen zukunftsfähig? SCHMID-SCHMIDSFELDEN: Ganz zentral ist es zu verstehen, wo man derzeit steht. Das betrifft die Bran-che und deren Umfeld ebenso wie eine realistische Einschätzung der benötigten Kompetenzen – jener, die das Unternehmen hat, und jener, die es nicht hat. Es hat keinen Sinn, Strategien zu verfolgen, die in der eigenen Wertschöpfungskette nicht darstellbar sind. Wichtig sind wei-ters ein sehr bewusstes Kommuni-zieren der Ziele des Unternehmens an die Mitarbeiter sowie ein klares Bild der Entwicklung der eigenen Produkte für die Erfüllung des Bedarfs jener Kunden, die man langfristig bedienen will. Vor allem die Orientierung der eigenen Wert-schöpfung am Kundennutzen ist der Schlüssel zu nachhaltigem Erfolg. Was bedeutet unternehmerische Verantwortung für Sie?SCHMID-SCHMIDSFELDEN: In erster Linie ist Corporate Social Responsbi-lity für mich der verantwortungsbe-wusste Umgang mit den Menschen im Unternehmen und die Frage, wel-che Rolle ein Unternehmen für die Weiterentwicklung der Region spie-len möchte. Mein Engagement in der Wirtschaftskammer und Industriel-lenvereinigung hat viel mit meiner Überzeugung zu tun, dass man sich in die Entwicklung eines Standortes, an dem man Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte lang tätig ist, einbrin-gen soll. Die Wechselbeziehung zwi-schen dem Unternehmen und der Region sollte bewusst gelebt werden. Dazu gehört auch das Thema Schu-lung und Weiterbildung, weshalb Fertinger zwei Akademien gegrün-det hat. In der Weinviertler Mecha-tronik Akademie bilden wir derzeit 30 Lehrlinge aus, und seit 1. Septem-ber schulen wir in der Weinviertler Technik Akademie arbeitssuchende Menschen auf Berufe mit Wachstum-spotenzial wie Werkzeugtechniker oder Schweißer um. Für mich sind auch die Stakeholderbeziehungen sehr relevant. In der Praxis zeigt sich, dass erfolgreiche Unternehmen ihre Verantwortung gegenüber ihren Stakeholdern wahrnehmen – dazu gehört auch die Kommunikation. Die Fertinger Gruppe hat voriges Jahr eine Fabrik bei Krakau eröff-net und einige Arbeitsplätze nach Polen verlegt. Hier war es wichtig, den Mitarbeitern, aber auch den Ver-antwortlichen in der Regionalpolitik zu erklären, wieso das mit-tel- und längerfristig eine Stärkung unserer Wettbewerbsfähigkeit und damit auch des Standorts Wolkers-dorf bedeutet und dass das strategische Tun nicht im Widerspruch mit den Zielen der Region steht. Was treibt Sie persönlich als Unternehmer an? SCHMID-SCHMIDSFELDEN: Ich bin begeistert von Wertschöpfungspro-zessen. Ich habe eine große Freude damit zu sehen, wie durch ein sinnvolles Organisieren Mehrwert entsteht, der letztlich allen nutzt. Und daran hängen weitere Themen: Beispielsweise müssen die Prozesse qualitätsgesichert sein, sie müssen innovativ und zeitgemäß sein und jederzeit wiederholbar und zum richtigen Zeitpunkt verfügbar sein. Die für mich faszinierende Aufga-benstellung liegt darin, diese Wert-schöpfungsprozesse so zu gestal-ten, dass letztlich die Mitarbeiter zufrieden sind und das Unterneh-men wirtschaftlich erfolgreich ist und Gewinne erzielt. All das unter einen Hut zu bringen, ist unglaub-lich vielschichtig. Das ist das Schöne am Unternehmertum: Man muss sich jeden Tag aufs Neue bewähren und wird täg-lich von den Kunden gefor-dert. Und es ist gerade diese Dynamik, die mich begeistert. Vielen Dank für das Gespräch!09Das ist das Schöne am Unternehmertum: Man muss sich jeden Tag aufs Neue bewähren.V. SCHMID-SCHMIDSFELDENcorporAID Magazin Jänner | Februar 2018Die Fertinger Gruppe ist ein 1944 in Wien gegründetes Unternehmen, das sich auf Hochpräzisionsmetall-produkte für den Automobil- und Sanitärsektor sowie Armaturenkomponenten spezialisiert hat. Die zweite Generation der Gründerfamilie verkaufte das Unternehmen 2002 an die Schmid-Schmidsfelden Beteiligungsge-sellschaft. Am Industriestandort Wolkersdorf wurde seit 1967 hochwertige Badezimmertechnik gefertigt, heute bilden Temperaturmanagement im automotiven Bereich und die Versorgung der elektrischen Anbindungen durch Kabel-stränge den Schwerpunkt der Entwicklungs- und Produkti-onstätigkeit der Rupert Fertinger GmbH. Mit vier Produktions-standorten in Niederösterreich und einem 2016 gegründeten Standort in Niepolomice, Polen, beschäftigt das Unternehmen heute rund 300 Mitarbeiter und beliefert als Tier-2 Lieferant Märkte in ganz Europa, Afrika, Nord- und Südamerika sowie Südkorea. Präzisionsmetall aus WolkersdorfFERTINGER-ZENTRALE in WolkersdorfDAS UNTERNEHMENNext >