corporAID MagazinSPONSORING-POST 18Z041446 NAUSGABE 76 ◆ JULI | AUGUST 2018CORPORAID IST EINE INITIATIVE VONDAS ÖSTERREICHISCHE MAGAZIN FÜR WIRTSCHAFT, ENTWICKLUNG UND GLOBALE VERANTWORTUNGKlimaschutz: Ein Navigator für UnternehmenCEO Florian Teufelberger im InterviewAfrika 2.0: Digitale UmbrücheReisegroßmachtOb beim Raften in Nepal, im Leih-Dirndl in den Alpen oder auf Pinguin-Suche in der Antarktis, überall sind sie in steigender Zahl anzutreffen: chinesische Touristen. China ist heute die größte und großzügigste Reisenation der Welt und prägt zunehmend den globalen Tourismus.Lesen Sie die Geschichten hinter den Schlagzeilen.Menschen. Geschichten. Perspektiven.DiePresse.com/SonntagsaboDer rot-weiß-rote Beitrag zur globalen Entwicklung hängt in hohem Ausmaß davon ab, wie stark sich die heimischen Unternehmen in Entwick-lungsländern engagieren. Eine Idee des corporAID Magazins war es daher von Beginn an, Entwicklungländer als Märkte darzustellen, mit ihren Eigenarten und Schwierigkei-ten, aber voller Dynamik und Chancen. Daher freut es uns enorm, dass Afrika immer deutlicher in den Blickpunkt der Wirtschaft rückt. Lesen Sie ab Seite 26, wie Michael Otter, der Leiter der Außenwirtschaft Austria, Afrika sieht und wie seine Organisation den Markt-eintritt in diesen Kontinent unterstützt. Ab Seite 20 ein Einblick in die Erfolgsfakto-ren für Business in Afrika, ab Seite 12, wie Technologie Afrika verändert, und ab Seite 36, wie die Österreichische Entwick-lungszusammenarbeit dabei helfen kann, unternehmeri-sche Herausforderungen in Ländern wie Burkina Faso zu meistern. Im großen Interview diesmal Florian Teufelberger vom gleichnamigen Seileher-steller aus Wels. Eine anregende Lektüre! EditorialBERNHARD WEBERWirtschaft gestaltet Globalisierung.Und damit die Welt von morgen.Unternehmen schaffen Wohlstand.Und damit die Basis für Entwicklung.corporAID bewegt Unternehmen.Damit globale Armut von gestern wird.Unternehmen unterstützen corporAID:corporAID Magazin Juli | August 201803IMPRESSUM Medieninhaber: ICEP Wirtschaft & Entwicklung GmbH, Möllwaldplatz 5, 1040 Wien, Tel. 01-9690254, office@corporaid.at, www.corporaid.at, www.icep.atHerausgeber: Bernhard Weber | Chefredakteur: Christoph EderGrafik: Mihai M. MitreaRedaktion: Katharina Kainz-Traxler, Sophie Langer-Hansel, Frederik Schäfer, Ursula Weber, Gudrun ZimmerlAnzeigen: Nina Bennett, n.bennett@icep.atDruck: Styria GmbH & Co KG; Auflage: 73.000 StückAbobestellung: abo@corporaid.atBLATTLINIE Als von politischen Parteien, Interessensvertretungen und Institutionen un-abhängige Initiative vertritt corporAID die Auffassung, dass wirtschaftliche Entwicklung eine entscheidende Grundlage von Armutsminderung und daher Globalisierung eine Chance für globale Entwicklung ist. Das corporAID Magazin möchte für globale Armutsbe-kämpfung etwas bewegen, indem es fundiert und sachgerecht zentrale Fragestellungen der Globalisierung für Wirtschaft und Gesellschaft beleuchtet, zum Verstehen des Zusam-menwirkens von Wirtschaft und Entwicklung beiträgt und die mit einer nachhaltigen Ge-staltung der Globalisierung verbundenen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Chan-cen in den Horizont der österreichischen Wirtschaft rückt. corporAID bekennt sich zu den Grundsätzen der Meinungsfreiheit, der sozialen Gerechtigkeit, der öko-sozialen Markt-wirtschaft, des gegenseitigen Respekts sowie der Eigenverantwortung des Menschen.Die corporAID Ausgabe September | Oktober 2018 erscheint am 30.8.2018 in der Tageszeitung Die Presse.PARTNER DER CORPORAID INITIATIVEInhaltINTERVIEW MIT FLORIAN TEUFELBERGERDie Welt ist unsere SpielwieseLEITARTIKEL HohlworteDIE AKTUELLE ZAHL 40TERMINE & NACHLESEglobal.businessTECHNOLOGIE FÜR ENTWICKLUNGTechtonische VeränderungenREISEWELTMACHT CHINAHunderte Millionen neue Globetrotternew.business ERFOLGSFAKTOREN IN AFRIKAWeltmeisterliche MöglichkeitenEXPORTTAGWir haben viel vorINTERVIEW MIT MICHAEL OTTERBesser vor OrtFAIRER HANDEL25 Jahre Fairtrade Österreichethical.businessGOOD PRACTICE Wer Österreich bewegtPOST-PARIS-NAVIGATORKlima-ActionheldenWIRTSCHAFTSPARTNERSCHAFT Nahe am Bauern 6101038111216192024262829303236Hunderte Millionen neue Globetrotter Sie sind nicht nur viele, sie geben auch richtig viel Geld aus: Touristen aus China. Die heute 130 Mil-lionen Chinesen auf Auslandsreisen sind erst die Vorhut einer wahren Reiseweltmacht.16TECHNOLOGIE FÜR ENTWICKLUNGTechtonische VeränderungenINTERVIEW MIT FLORIAN TEUFELBERGERDie Welt ist unsere SpielwiesePOST-PARIS-NAVIGATORKlima-ActionheldenAlle Inhalte finden Sie auch auf www.corporAID.at6123204corporAID Magazin Juli | August 2018BMF/Adobe StockWenn Sie nach einer Reise wieder nach Österreich zurückkehren, möchten Sie beim Zoll natürlich keine Unannehmlich-keiten haben. Beim Einkaufen im Aus-land wird oft nicht bedacht, dass viele der erworbenen Waren nicht so einfach in die Heimat mitgenommen werden dürfen. Zollkontrollen im Reiseverkehr dienen der Bekämpfung von Schmuggel und Produktpiraterie. Darüber hinaus sind sie wichtig für den Schutz von Um-welt und Gesundheit sowie zur Siche-rung von Arbeitsplätzen. Vorsicht: Gefälschte ProdukteAls Produktpiraterie wird die Fälschung von Markenprodukten unter Missach-tung von Urheber- und Markenrechten bezeichnet. Das ist ein schwer wiegen-des Delikt, das Auswirkungen auf die Wirtschaft, den fairen Wettbewerb und den Arbeitsmarkt hat. Während früher vorwiegend Luxusar-tikel gefälscht wurden, wird nun auch eine Vielfalt an Plagiaten von Massen-Nutzen Sie rechtzeitig das umfassende Informations- und Service-angebot des Bundesministeriums für Finanzen.konsumgütern angeboten. Gut organi-sierte kriminelle Vereinigungen bringen immer mehr gefälschte Markenartikel auf den europäischen und heimischen Markt.Die negativen Auswirkungen von Pro-duktpiraterie werden am Beispiel von Medikamentenfälschungen besonders deutlich. Die gefälschten Medikamente werden unter Bedingungen produziert, gelagert und transportiert, die nicht annähernd den geltenden Standards der Pharmaindustrie entsprechen. Von diesen Plagiaten geht eine große Bedrohung für Ihre Gesundheit und Sicherheit aus. Tierische SouvenirsIn einigen Touristenorten werden le-bende Tiere und Pflanzen oder exoti-sche Souvenirs zum Verkauf angebo-ten, die unter das Artenschutzüberein-kommen fallen. Der Schlangenledergür-tel, Schnitzereien aus Elfenbein oder Schmuckstücke aus Korallen unterlie-gen beispielsweise dem Artenschutz ebenso wie exotische Felle und Häute von bestimmten Tieren, sowie Orchi-deen und Kakteen. Obwohl von den Verkäufern oft versichert wird, dass die Produkte problemlos ins Heimat-land mitgenommen werden dürfen, ist nicht jedes Mitbringsel bei der Einfuhr unbedenklich. Sie sollten sich deshalb beim Souvenirkauf vergewissern, dass es sich um keine besonders geschützte Tier- oder Pflanzenart handelt.Die Zollverwaltung kämpft intensiv gegen Produktpiraterie und für Arten-schutz – für mehr Sicherheit, Gerech-tigkeit und Transparenz.Sommerzeit ist Reisezeit ■BMF-App Die BMF-App informiert über Zollbestimmungen, die bei der Einreise nach Österreich zu beachten sind. Das funktioniert auch im Offline-Modus und ist daher problemlos im Ausland verwendbar. Die BMF-App steht im jewei-ligen Smartphone-Store gratis als Download zur Verfügung. ■Zentrale Auskunftsstelle Zoll Zollamt Klagenfurt Villach, Ackerweg 19, 9500 Villach E-Mail: zollinfo@bmf.gv.at, Telefon: +43 (0) 50 233 740 ■Vorsicht Artenschutz! Die Folder des BMF sind in den Finanzämtern, in den Zollämtern, auf den Flughäfen und auf bmf.gv.at > Publikationen erhältlich.Entgeltliche EinschaltungBMF/Adobe StockWenn Sie nach einer Reise wieder nach Österreich zurückkehren, möchten Sie beim Zoll natürlich keine Unannehmlich-keiten haben. Beim Einkaufen im Aus-land wird oft nicht bedacht, dass viele der erworbenen Waren nicht so einfach in die Heimat mitgenommen werden dürfen. Zollkontrollen im Reiseverkehr dienen der Bekämpfung von Schmuggel und Produktpiraterie. Darüber hinaus sind sie wichtig für den Schutz von Um-welt und Gesundheit sowie zur Siche-rung von Arbeitsplätzen. Vorsicht: Gefälschte ProdukteAls Produktpiraterie wird die Fälschung von Markenprodukten unter Missach-tung von Urheber- und Markenrechten bezeichnet. Das ist ein schwer wiegen-des Delikt, das Auswirkungen auf die Wirtschaft, den fairen Wettbewerb und den Arbeitsmarkt hat. Während früher vorwiegend Luxusar-tikel gefälscht wurden, wird nun auch eine Vielfalt an Plagiaten von Massen-Nutzen Sie rechtzeitig das umfassende Informations- und Service-angebot des Bundesministeriums für Finanzen.konsumgütern angeboten. Gut organi-sierte kriminelle Vereinigungen bringen immer mehr gefälschte Markenartikel auf den europäischen und heimischen Markt.Die negativen Auswirkungen von Pro-duktpiraterie werden am Beispiel von Medikamentenfälschungen besonders deutlich. Die gefälschten Medikamente werden unter Bedingungen produziert, gelagert und transportiert, die nicht annähernd den geltenden Standards der Pharmaindustrie entsprechen. Von diesen Plagiaten geht eine große Bedrohung für Ihre Gesundheit und Sicherheit aus. Tierische SouvenirsIn einigen Touristenorten werden le-bende Tiere und Pflanzen oder exoti-sche Souvenirs zum Verkauf angebo-ten, die unter das Artenschutzüberein-kommen fallen. Der Schlangenledergür-tel, Schnitzereien aus Elfenbein oder Schmuckstücke aus Korallen unterlie-gen beispielsweise dem Artenschutz ebenso wie exotische Felle und Häute von bestimmten Tieren, sowie Orchi-deen und Kakteen. Obwohl von den Verkäufern oft versichert wird, dass die Produkte problemlos ins Heimat-land mitgenommen werden dürfen, ist nicht jedes Mitbringsel bei der Einfuhr unbedenklich. Sie sollten sich deshalb beim Souvenirkauf vergewissern, dass es sich um keine besonders geschützte Tier- oder Pflanzenart handelt.Die Zollverwaltung kämpft intensiv gegen Produktpiraterie und für Arten-schutz – für mehr Sicherheit, Gerech-tigkeit und Transparenz.Sommerzeit ist Reisezeit ■BMF-App Die BMF-App informiert über Zollbestimmungen, die bei der Einreise nach Österreich zu beachten sind. Das funktioniert auch im Offline-Modus und ist daher problemlos im Ausland verwendbar. Die BMF-App steht im jewei-ligen Smartphone-Store gratis als Download zur Verfügung. ■Zentrale Auskunftsstelle Zoll Zollamt Klagenfurt Villach, Ackerweg 19, 9500 Villach E-Mail: zollinfo@bmf.gv.at, Telefon: +43 (0) 50 233 740 ■Vorsicht Artenschutz! Die Folder des BMF sind in den Finanzämtern, in den Zollämtern, auf den Flughäfen und auf bmf.gv.at > Publikationen erhältlich.Entgeltliche Einschaltung06Die Welt ist unsere SpielwieseInterviewCORPORAID: Welche drei Schlagworte verbinden Sie mit Globalisierung? TEUFELBERGER: Frieden, Chancen und Herausforderungen. Durch das Zusammenrücken der Welt hat das Bewusstsein, dass das Miteinander für alle wichtig ist, an Bedeutung gewonnen – und man kann sich Konflikte mit stark negativen Aus-wirkungen viel schwerer vorstellen. Globalisierung bedeutet Chancen und Herausforderungen für die wirt-schaftliche Entwicklung: Mein Großvater hat 95 Prozent des Umsatzes in Öster-reich gemacht, und die restlichen fünf Prozent in „exoti-schen“ Gegenden wie München oder Bozen. Wir machen heute zehn Prozent des Umsatzes in Österreich und sind prak-tisch auf der ganzen Welt aktiv. Mein Großvater hatte aber auch nur fünf Wettbewerber in Österreich, während ich mich heute damit aus-einander setzen muss, ob ein argen-tinischer oder indonesischer Mitbe-werber für mich eine Chance oder eine Bedrohung darstellt. Wie sehen Sie die österreichi-schen Rahmenbedingungen für ein international tätiges Unternehmen? TEUFELBERGER: Wir gehen von einer guten Ausgangslage aus, ich würde mir aber wünschen, dass sich vieles schneller zum Positiven verändert. Für mich ist Bildung das Thema, wo wir den größten Nachholbedarf haben. Denn die Das Familienunternehmen Teufelberger ist seit knapp 230 Jahren auf Seile spezialisiert. CEO Florian Teufelberger erklärt, wie das Welser Unternehmen zu einer globalen Firmengruppe wurde, warum auch Europa ein Wachstumsmarkt ist, und dass Seile auch nach 30.000 Jahren noch nicht das Ende ihrer Entwicklung erreicht haben. DAS GESPRÄCH FÜHRTE BERNHARD WEBER.Weiterentwicklung des Bildungs-systems ist eine Grundvorausset-zung dafür, dass Österreich nach-haltig wettbewerbsfähig bleibt. Alles andere ergibt sich daraus. Wenn zu den Rahmenbedingungen auch die Mentalität der Österreicher zählt, sind wir hier in Oberöster-reich jedenfalls mit weltoffenen, tatkräftigen und selbstbewussten Menschen sehr gut aufgestellt. Wie beurteilen Sie die wirtschaft-liche Lage? TEUFELBERGER: Die Groß-wetterlage ist gut, gleich-zeitig sind Wolken am Horizont sichtbar, aber noch schwer zu interpretieren. Für uns gibt es gemischte Signale: Im wichtigen Bereich der Erdöl-Off-shore-Förderung kommt gerade ein Aufschwung auf uns zu, während man in anderen Bereichen sieht, dass momentan eine neue Orientierung entsteht. Wie darf man sich den Markt für Seile vorstellen? TEUFELBERGER: Er teilt sich in verschiedene Produkt-Markt-Kom-binationen. Beispielsweise haben wir bei Yachtseilen ganz andere Wettbewerber und Kunden als bei Sicherheitsseilen: gleicher Roh-stoff, ähnliche Herstellungsver-fahren, aber von dort weg völlig unterschiedliche Marktdynamiken. Wir sind vor allem in Geschäftsfel-dern tätig, wo wir weltweit schon unter den Top 3 sind oder mittel-fristig dorthin kommen können. Wir sind vor allem in Ge-schäftsfeldern tätig, wo wir weltweit schon unter den Top 3 sind oder mittelfristig dorthin kommen können.F. TEUFELBERGER▶Manchmal braucht man auch viel Ausdauer, wie zum Beispiel im Fall von Stahlseilen für den Bergbau. Wir haben uns vor fünf Jahren ent-schieden, dort eine Rolle spielen zu wollen. Das ist eine sehr konserva-tive Industrie, der Kunde testet ein neues Produkt oft länger als ein Jahr, bis er entscheidet, ob das Seil seinen Ansprüchen entspricht. Bei diesen Zyklen ist man ganz schnell bei einem Zeithorizont von fünf bis zehn Jahren, bis man beurteilen kann, ob man erfolgreich ist oder nicht. Wir fertigen beispielsweise ganz bewusst keine Aufzugseile. Die großen Aufzughersteller haben ihre Lieferanten, die darauf spezia-lisiert sind. Mit den Maschinen, mit denen wir Kranseile produzieren, lassen sich Aufzugseile nicht effizi-ent herstellen. Wo liegen die Wachstumsmärkte von Teufelberger geografisch gesehen? TEUFELBERGER: Die Welt ist unsere Spielwiese: Rund ein Drit-tel unserer Umsätze erzielen wir außerhalb von Europa. Relativ hohe Bedeutung haben für uns die USA, mittlerweile kommen aber auch fast zehn Prozent des Umsatzes aus Asien. Ich rufe zudem immer wieder in Erinnerung, dass Europa nach wie vor ein Wachstumsmarkt ist, auch wenn wir dort schon zu Hause sind. Die Emerging Markets sind zwar wichtig und werden auch immer wichtiger, sie sind jedoch noch nicht unser zentrales Thema. Wir haben aber eine kleine Produk-tionsstätte in Thailand, wobei corporAID Magazin Juli | August 201807FLORIAN TEUFELBERGER hat 2004 die Leitung des Welser Seilherstellers Teufelberger Holding AG von seinem Vater übernommen. Der 48-jährige Unternehmer studierte Wirtschaftswissenschaften in Wien und Paris und war unter anderem in der internationalen Strategieberatung sowie beim Schweizer Wägesystem-Hersteller Mettler-Toledo tätig, bevor er 2001 in siebter Generation ins Familienunternehmen einstieg.FOTO: JULIA WENINGERwir dort im Wesentlichen für Nord-amerika und Europa fertigen. Wie bearbeiten Sie diese Märkte? TEUFELBERGER: Jedes Land ist anders, weshalb es gilt, jeweils das richtige Segment zu identifizieren und den passenden Weg hinein zu finden. Letztlich sind unsere Pro-dukte so spezifisch, dass wir vor Ort ganz selten jemanden finden, der in der Lage ist, uns wirklich zu vertreten. Wir arbeiten daher über-wiegend mit eigenen Verkäufern, die die Welt bereisen und die Vor-teile unserer Produkte vermitteln. Müssen Familienunternehmen wachsen? TEUFELBERGER: Wenn man als Unternehmen eine Zukunftsperspektive haben möchte, muss man Mitarbeiter begeistern können und ihnen die Mög-lichkeit bieten, sich weiterzuentwickeln. Das geht nur, wenn sich auch das Unter-nehmen weiterentwickelt. An Wachstum führt kein Weg vorbei, und das ist ja auch nichts Schlechtes. Wenn man nicht mehr wächst, muss man sich schon die Frage stellen, ob man als Unternehmen noch lebendig ist. Warum wird Wachstum oft vor allem mit Kollate-ralschäden assoziiert? TEUFELBERGER: Mir hat diese Erklärung geholfen: Über Jahrtausende hat ein Hektar Land 400 Kilo Weizen produziert. Und erst in den vergan-genen 300 Jahren ist es gelungen, durch produktivitätssteigernde Maßnahmen auf der gleichen Flä-che mehr Getreide zu produzieren. Über Jahrtausende waren die Men-schen gewohnt, dass man mehr nur haben konnte, wenn man anderen etwas wegnahm. Daher ist Wachsen kulturell negativ besetzt. Wenn ich mein Feld aber besser bestelle als im Jahr davor, kann ich wachsen, ohne dass ich jemandem etwas weg-nehme. Ich muss es allerdings in einer Art und Weise machen, dass ich es in fünf oder zehn Jahren auch noch zu Wege bringen kann. Was heißt das für Teufelberger? TEUFELBERGER: Ich muss sicherstellen, dass ich als Vertreter der siebenten Gene-ration das Unter-nehmen so weiter-entwickle, dass es bei der Übergabe an die achte Generation über eine gesunde Struk-tur und Zukunftsmöglichkei-ten verfügt, dass ich das also nicht durch Verbrennen der eigenen Ressourcen erreiche und eine aus-gewogene Balance zwischen kurz-fristigem Erfolg und langfristigen Potentialen finde. Sie haben vor kurzem einen ita-lienischen Mitbewerber übernom-men. Welches Risiko war damit verbunden? Familienunternehmen stehen allgemein eher für Risiko-aversion, selbst auf Kosten von Wachstum. TEUFELBERGER: Dieses Dilemma gibt es. Das Bedürfnis nach Kont-rolle ist sicherlich ein Begrenzungs-faktor, der es einem Familienun-ternehmen in gewissen Branchen erschwert, nachhaltig erfolgreich zu sein, weil dadurch notwendige Wachstumsschritte nicht gemacht werden. In unserem Fall hat es gut funktioniert. Wir haben zwei Standbeine, die wir nach wie vor zu 100 Prozent als Familie führen: Faserseile und Kunststoffextrusion. Für das dritte Standbein Stahlseile haben wir einen Partner gefunden, der es uns ermöglicht hat, einen Schritt zu machen, den wir aus eige-ner Kraft nicht geschafft hätten. Wir gehen den Weg gemeinsam über die nächsten zehn Jahre, das ist lange genug, um ein solches Projekt zum Erfolg zu führen und sich damit die Möglichkeit zu schaffen, die Anteile wieder zurück zu kaufen. Über Jahrtausende waren die Menschen gewohnt, dass man mehr nur haben konnte, wenn man anderen etwas wegnahm. Daher ist Wachsen kulturell negativ besetzt. F. TEUFELBERGERcorporAID Magazin Juli | August 2018FOTOS: JULIA WENINGER, TEUFELBERGERDas Unternehmen Teufelberger wurde 1790 als Hanfseilerei durch Jakob Teufelberger in Bad Wimsbach, Ober-österreich, gegründet. Der einstige Ein-Mann-Betrieb ist heute eine international tätige Firmengruppe mit 1.300 Mitarbeitern und Betriebsstätten in Österreich, Tschechien, Schweden, Italien, den USA, China und Thailand. Das in siebter Generation von Florian Teufelberger geführte Familienunter-nehmen entwickelt und produziert Stahlseile etwa für Seilbahnen, Krane und Bohranwendungen, Faserseile für den Segelsport, den Rettungs- und Forstbereich sowie Kunststoff-Umreifungsbänder zur Transportsiche-rung. Zur Stärkung der Stahlseilsparte hat Teufelberger 2017 den italieni-schen Traditionsbetrieb Redaelli Tecna übernommen – der bisher größte Expansionsschritt in der 228-jährigen Firmengeschichte. 2017 erzielte das in Wels ansässige Unternehmen – gemeinsam mit Redaelli – einen Umsatz von 230 Mio. Euro, rund 90 Prozent davon im Ausland.Welser Seilspezialist auf ExpansionskursBREITES PORTFOLIO Vom Kletter- bis zum Gondel-Zugseil DAS UNTERNEHMENAuf die Übernahme zu verzichten, hätte langfristig eine Gefährdung in unserer Entwicklung bedeutet, weil wir als Unternehmen zu klein geworden wären. Damit hätten wir die Selbstbestimmtheit irgendwann aufgeben müssen, und dies zu einem Zeitpunkt und zu Konditio-nen, die wir nicht selbst bestimmt hätten. Wo liegen die Innovationsfelder bei Seilen?TEUFELBERGER: Innovation ist ein breiter Begriff, der von Handgriffen, die man anders macht, bis zu neuen Seiltypen reicht. Das Erschließen neuer Märkte kann ebenso ein innovativer Schritt sein wie die Art und Weise, wie man an Kunden her-angeht. Wir haben Aggregate im Herstellungsprozess, die wir selbst entwickelt haben und die dem Seil Eigenschaften geben, die man nur mit unserer Methode erreichen kann. Wir arbeiten aber auch seit mehr als zehn Jahren an einem Seil, das das Stahlseil in bestimmten Kränen ersetzen soll und das bei gleichem Durchmesser und gleicher Tragkraft ein Vielfaches an Lebensdauer und ein Siebtel des Gewichtes hat und damit einfach eine neue Dimension des Seiles darstellen kann. Das Seil ist zwar seit 30.000 Jahren ein vom Menschen genutztes Werkzeug, aber noch lange nicht am Ende der Entwicklung. Sie haben auch ein kompos-tierbares Seil für den Segelsport entwickelt. TEUFELBERGER: Wir haben Bootstauwerk entwickelt aus Fasern, die sich unter bestimmten Bedingungen kompostieren lassen. Aber nicht jede Idee ist auch eine Innovation – darüber entscheidet letztlich der Kunde. Wenn Sie ein Seil kaufen, um damit Ihr Schiff am Hafen festzubinden, dann ist das vorherrschende Problembe-wusstsein nicht, dass das Seil sich unter Einwirkung von Sonnenlicht, Luft und Wasser in seine Einzelbe-standteile auflöst – es hat sich leider nicht als der Renner herausgestellt. Man entwickelt Dinge, und oftmals braucht es eine Weile, bis jemand dafür auch die passende Anwen-dung entdeckt. Für das kompostier-bare Seil haben wir den Interessen-ten noch nicht gefunden. Was macht ein Unternehmen zukunftsfähig? TEUFELBERGER: Menschen. Ein Unternehmen ist dann zukunfts-fähig, wenn es in der Lage ist, Menschen zu gewinnen, die sich im Unternehmen engagieren und einbringen. Welche Rolle spielen Werte? Wie hat sich das für Ihr Familienunter-nehmen geändert?TEUFELBERGER: Werte sind gelebte Selbstverständlichkeit: Wir haben natürlich festgeschriebene Werte, die auch kommuniziert wer-den, aber wirklich entscheidend ist, wie sie gelebt werden. Ganz oben steht eine vertrauensvolle Zusam-menarbeit, und die kann ich nicht anordnen, die kann ich nur vor-leben. Und ich denke nicht, dass wir vor 20 Jahren bewusst Dinge gemacht hätten, von denen wir heute sagen würden, das ist nicht nachhaltig. Das Bedürfnis, verant-wortungsbewusst zu arbeiten und sicherzustellen, dass man mit sei-ner Umwelt, seinen Mitarbeitern, seinem Umfeld und seinen Kunden verantwortungsvoll umgeht, ist heute nicht anders. Was sich geän-dert hat ist, dass man stärker kom-munizieren muss, was man eigent-lich tut. Wie internationalisieren Sie die Unternehmenswerte?TEUFELBERGER: Wir waren bis vor zehn Jahren im Wesentlichen ein öster-reichisches Unternehmen und sind nun laufend damit beschäftigt, Systeme zu implementieren, die dem Umstand Rechnung tragen, dass mittlerweile mehr als die Hälfte der Mitarbeiter nicht mehr in Österreich tätig ist. Im Zuge der Übernahme des italienischen Unter-nehmens haben wir uns sehr inten-siv mit der Frage der kulturellen Annäherung auseinandergesetzt und haben das unter professioneller Begleitung mit viel Energie und Zeit bearbeitet. Wir haben seit Anfang des Jahres eine Stelle für interna-tionale Human Resources, um hier auch einen globalen Blick zu erhal-ten. Es ist Teil eines Reifeprozesses zu erkennen, dass man sich diesen Themen nicht mehr nur im unmit-telbaren Umfeld widmet, sondern dass wir langfristig auch die Frage beantworten können müssen, wie unsere Werte in Thailand aussehen. Vielen Dank für das Gespräch.09Man entwickelt Dinge, und oftmals braucht es eine Weile, bis jemand dafür auch die passende Anwen-dung entdeckt. F. TEUFELBERGERcorporAID Magazin Juli | August 2018FLORIAN TEUFELBERGER im GesprächNext >