corporAID MagazinSPONSORING-POST 18Z041446 NAUSGABE 78 Õ NOVEMBER | DEZEMBER 2018CORPORAID IST EINE INITIATIVE VONDAS ÖSTERREICHISCHE MAGAZIN FÜR WIRTSCHAFT, ENTWICKLUNG UND GLOBALE VERANTWORTUNGKokosnuss-Boom Alleskönner aus den TropenOMV-CEO Rainer Seeleim InterviewKrise und kein Ende in Sicht: VenezuelaZukunft fi ndet StadtDie Urbanisierung schreitet rasant voran, vor allem in Schwellen- und Entwicklungsländern. Bei Verkehr, Abfall, Energie oder Wasser sind innovative Lösungen dringend gefragt. Die Liste der Baustellen ist lang – doch sie bietet auch viele Geschäftsmöglichkeiten für global denkende Unternehmen. Gemeinsam an Morgen denkenZukunftschance BildungTanja Dietrich-Hübner* setzt sich gemeinsam mit der Caritas Wien und der WU Wien mit 180 WU-StudentInnen als Lern- und Musikbuddys für das Projekt „Lernen macht Schule“ ein. Das Ergebnis: bessere Zukunftschancen – für 240 Kids, die jedes Jahr in den Einrichtungen der Caritas betreut werden.* Tanja Dietrich Hübner, Leiterin der Stabsstelle Nachhaltigkeit, REWE International AG, mit einem WU-Lernbuddy mit dem gemeinsamen Schützlingwww.rewe-group.atMit corporAID wollen wir ein großes Thema in Österreich voranbringen: nämlich Frieden, Freiheit und Wohlstand für alle Menschen auf der Welt zu erreichen, wie das auch die Vereinten Nationen mit den globalen Zielen für nachhaltige Entwicklung SDG anstreben. Wir glauben, dass letztlich nicht Staaten oder NGO, son-dern Unternehmen mit ihren Produkten und Dienstleistun-gen ebenso wie mit ihrem Kapi-tal und Know-how dazu den entscheidenden Beitrag leisten. Wie auch österreichische Unternehmen das im Kontext der Urbanisierung tun können, lesen Sie ab Seite 20. Wie aus sozialen Herausforderungen Business-Chancen werden, zeigen zehn ausgezeichnete SDG-Pioniere ab Seite 30. Dass Unternehmen gute Rahmen-bedingungen brauchen und die Aushöhlung marktwirtschaft-licher Strukturen in die Misere führt, zeigt auf drastische und traurige Weise das Land mit den größten Erdölreserven der Welt, nämlich Venezuela – ab Seite 12. Im Hauptinterview diesmal OMV-CEO Rainer Seele – ab Seite 6.Eine anregende Lektüre! EditorialBERNHARD WEBERWirtschaft gestaltet Globalisierung.Und damit die Welt von morgen.Unternehmen schaffen Wohlstand.Und damit die Basis für Entwicklung.corporAID bewegt Unternehmen.Damit globale Armut von gestern wird.Unternehmen unterstützen corporAID:corporAID Magazin November | Dezember 201803IMPRESSUM Medieninhaber: ICEP Wirtschaft & Entwicklung GmbH, Möllwaldplatz 5, 1040 Wien, Tel. 01-9690254, offi ce@corporaid.at, www.corporaid.at, www.icep.atHerausgeber: Bernhard Weber | Chefredakteur: Christoph EderGrafi k: Mihai M. MitreaRedaktion: Katharina Kainz-Traxler, Sophie Langer-Hansel, Frederik Schäfer, Ursula Weber, Gudrun ZimmerlAnzeigen: Veronika Grubmann, v.grubmann@icep.atDruck: Styria GmbH & Co KG; Aufl age: 73.000 StückAbobestellung: abo@corporaid.atBLATTLINIE Als von politischen Parteien, Interessensvertretungen und Institutionen un-abhängige Initiative vertritt corporAID die Auffassung, dass wirtschaftliche Entwicklung eine entscheidende Grundlage von Armutsminderung und daher Globalisierung eine Chance für globale Entwicklung ist. Das corporAID Magazin möchte für globale Armutsbe-kämpfung etwas bewegen, indem es fundiert und sachgerecht zentrale Fragestellungen der Globalisierung für Wirtschaft und Gesellschaft beleuchtet, zum Verstehen des Zusam-menwirkens von Wirtschaft und Entwicklung beiträgt und die mit einer nachhaltigen Ge-staltung der Globalisierung verbundenen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Chan-cen in den Horizont der österreichischen Wirtschaft rückt. corporAID bekennt sich zu den Grundsätzen der Meinungsfreiheit, der sozialen Gerechtigkeit, der öko-sozialen Markt-wirtschaft, des gegenseitigen Respekts sowie der Eigenverantwortung des Menschen.Die corporAID Ausgabe Jänner | Februar 2019 erscheint am 20.12.2018 in der Tageszeitung Die Presse.PARTNER DER CORPORAID PLATTFORMEINE INITIATIVE VONMIT UNTERSTÜTZUNG VONInhaltINTERVIEW MIT RAINER SEELEZwischen Wachstum und Peak DemandLEITARTIKEL Gold PlatingDIE AKTUELLE ZAHL 500EVENTS-RÜCKBLICKTERMINE & NACHLESEglobal.businessKRISE IN VENEZUELADie Revolution frisst ihre KinderFLUCHT UND MIGRATIONLieber vor Ortnew.business URBAN DEVELOPMENT MARKETSStädte im FokusKOKOSNUSSAlleskönner aus den Tropenethical.businessGOOD PRACTICE Wer Österreich bewegtSDG PIONEERS 2018Eine neue Klasse von Unternehme(r)nNACHHALTIGE LIEFERKETTENicht ohne BetriebsratWIRTSCHAFTSPARTNERSCHAFT Erstklassige Kraftwerke 6101033381112161920242728303436Städte im Fokus Sechs Milliarden Menschen werden im Jahr 2050 in Städten leben, mehr als zwei Drittel der Weltbevölkerung. Um die globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung zu erreichen, kommt Investitionen in die urbane Entwicklung samt einer deutlich stärkeren Einbeziehung des Privat-sektors eine übergeordnete Rolle zu.KOKOSNUSSAlleskönner aus den TropenINTERVIEW MIT RAINER SEELEZwischen Wachstum und Peak DemandKRISE IN VENEZUELADie Revolution frisst ihre KinderAlle Inhalte fi nden Sie auch auf www.corporAID.at620122404corporAID Magazin November | Dezember 2018WER NACHHALTIG HANDELT, HAT EINEN VOGELVerleihen Sie dieser Anzeige Nachhaltigkeit! Falten Sie daraus einen Schwan!Oder einen Malerhut. Oder was Ihnen sonst noch einfällt. Oder lesen Sie nach,welche Ideen und Lösungen wir zum Thema Nachhaltigkeit und gesellschaftlicheVerantwortung haben. Jetzt in unserem integrierten Geschäftsbericht.WWW.PALFINGER.AGRahofer. PALFINGER AG · 5101 Bergheim, Österreich · E-Mail h.roither@palfi nger.com06Zwischen Wachstum und Peak DemandInterviewCORPORAID: Was bedeutet Glo-balisierung für die OMV und für den Standort Österreich?SEELE: Die zentrale geografi sche Lage, ein gutes Ausbildungssystem sowie hochwertige Technologien sind eindeutig Stärken, die in der Globalisierung Vorteile bringen und von Österreich auch genutzt werden. Gleichzeitig hat das Land eine relativ hohe Steuerquote, die im internationalen Wettbewerb Nachteile bringt. Die OMV hat ihre Wurzeln aber in Österreich, und das Land ist für die OMV die Kernzelle für unser tech-nologisches Know-how. Hier machen wir Tech-nologieentwicklung, und die wirtschaftli-che Umsetzung unse-rer Technologie erfolgt mit aller Innovations-kraft durch die Globali-sierung. Und das streben wir derzeit auch an: in die internationa-len Märkte hinaus expandieren. Die Globalisierung ist also sowohl für die OMV als auch für den Standort Österreich eine große Chance. Wo liegen die neuen Wachstums-märkte für die OMV? SEELE: Unsere Wachstumsstrate-gie ist auf die Internationalisierung unseres integrierten Geschäftsmo-dells ausgerichtet. Der geografi sche Fokus bei der Öl- und Gasförderung liegt auf den vier bestehenden Regi-onen CEE mit Österreich und Rumä-nien, Nordsee, Russland sowie Mitt-lerer Osten und Afrika. Zusätzlich entwickeln wir mit Australasien eine weitere Region. Die OMV Rainer Seele, CEO des österreichischen Öl- und Gaskonzerns OMV, rechnet auch künftig mit wachsender Nachfrage nach Gas und sieht in Elektromobilität keine Gefahr, sondern eine Geschäftsmöglichkeit. DAS GESPRÄCH FÜHRTE BERNHARD WEBER.wird aber auch das Raffi nerie- und Petrochemie-Geschäftsmodell in internationale Wachstumsmärkte exportieren. Erste Schritte wie eine gemeinsame Absichtserklärung mit der Abu Dhabi National Oil Com-pany wurden bereits gesetzt. Ein weiteres Wachstumsfeld sehen wir im europäischen Gasmarkt. Muss die OMV als Unternehmen überhaupt wachsen?SEELE: Die Weltbevölkerung wächst, gleichzeitig haben weite Teile der Welt einen erheblichen Nachholbedarf bei der wirt-schaftlichen Entwicklung – und die Bereitstellung kostengünstiger Ener-gie kann diese unter-stützen. Wachstum ist kein Muss, aber wir wollen am Wachstum der Märkte partizipie-ren. Das gibt unserem Geschäft eine Perspektive und erhöht die Attraktivität der OMV als Investment. Es wäre nicht sehr intelligent, die riesigen Wachs-tumschancen in unserer Branche nicht wahrzunehmen.Sehen Sie Grenzen für das lang-fristige Wachstum?SEELE: Es gibt individuelle Grenzen, die letztendlich durch die Kapitalkraft und die Entwick-lung der Märkte bestimmt werden. Dann gibt es auch regulatorische Grenzen, insbesondere aufgrund von ökologischen Aufl agen, so dass bestimmte Wachstumspers-pektiven nicht mehr gegeben sind. Wir sehen einen klaren globalen Trend, nämlich die Vermeidung des Es wäre nicht sehr intelligent, die riesigen Wachstums-chancen in unserer Branche nicht wahr-zunehmen.R. SEELEPrimärenergieträgers Kohle sowohl in der Stromerzeugung als auch in der Basischemie. Hier gibt es einen Umstellungsprozess. Langfris-tig wird es aufgrund der höheren Ökoeffi zienz gerade beim Erdgas Wachstumspotenziale geben – und das ist für uns spannend. Spielt Peak Oil, also der Zeit-punkt, ab dem die globale Ölförder-ung abzunehmen beginnt, heute noch eine Rolle?SEELE: Peak Oil ist eine Frage der Produktionskapazitäten, wir machen uns eher Gedanken zum Peak-Demand. Sagen wir so: Die maximal mögliche Ölförderung verschiebt sich je nach Preissitu-ation – die Reserven wären da. Die interessantere Frage lau-tet: Wo liegt die Nachfrage? Trotz der europäischen Dis-kussion über Elektromobi-lität nimmt die weltweite Rohölnachfrage jedes Jahr um mehr als eine Million Barrel am Tag zu. Wir haben also ein dynamisches Nach-fragewachstum. Wann wir den Peak Demand sehen, darüber streiten sich die Experten. Ich gehe davon aus, dass der Erdölverbrauch in den nächs-ten drei bis fünf Jahren weiterhin wachsen wird. ÅcorporAID Magazin November | Dezember 201807RAINER SEELE, 58, ist seit Juli 2015 CEO des österreichischen Energiekonzerns OMV AG. Der gebürtige Bremerhavener absolvierte ein Doktoratsstudium in Chemie und heuerte 1987 beim Chemiekonzern BASF an. 1996 wechselte Seele zur Öl-und Gastochter der BASF, Wintershall, und verantwortete dort die Stabstelle Strategische Planung. Ab 2002 war Seele Mitglied des Vorstands bei Wingas, von 2009 bis 2015 Vorstandsvorsitzender bei Wintershall. FOTO: MIHAI M. MITREADenn dieser hängt vor allem von der Entwicklung der Weltkon-junktur ab. Und hier stellt sich die Frage, inwieweit sich geopolitische Spannungen und Handels-konfl ikte negativ auf die Weltwirtschaft auswir-ken werden.Erwarten Sie glo-bal gesehen nicht auch langfristig eine kräftigere Nachfrage?SEELE: Wenn wir die Emerging Markets betrach-ten: Ja. Sehr starkes Wachstum wird von China ausgehen, das derzeit einen Erdgas-Anteil am Primärener-giemix von nur sechs Prozent hat. Das ist im Vergleich zu Europa nied-rig. Da wir auch hier den erwähnten Umschichtungsprozess von Kohle zu Gas erwarten, rechnen wir mit einer stärkeren Nachfrage aus die-ser Region. Indien ist, mit einer zeitlichen Verzögerung, ähnlich zu sehen. Die Wachstumsimpulse kom-men aus dem asiatischen und pazi-fi schen und sehr viel längerfristiger auch aus dem afrikanischen Raum. Welche Auswirkungen hat Elekt-romobilität auf die OMV?SEELE: Wir sehen E-Mobilität als Geschäftsoption und sind aufgrund unseres Netzwerks natürlich eine wunderbare Adresse, um Infra-strukturprovider für E-Mobilität zu sein. Und hier sind wir bereit zu investieren. Wir gehen aber auch davon aus, dass in Europa langfristig die Nachfrage bei Benzin und Diesel zurückgehen wird. Daher werden wir unsere Raffi nerien in Richtung petrochemische Komplexe umgestal-ten und Öl stärker zu Endverbrau-cherprodukten verarbeiten. Bei der Elektromobilität muss man sich dabei immer auch die Frage stellen, woher der Strom letztlich kommt. Und das sehen wir als Chance, wes-halb wir stärker in die Erdgasproduktion und -infrastruktur investie-ren werden. Das wird aber kein radikaler Umstellungs-prozess sein sondern sich evolutiv entwickeln. Wie geht die OMV mit dem Thema Dekarbonisierung um?SEELE: Wir setzen auf Erdgas als den primären Energieträger mit der besten Zukunftsperspektive. Wir haben auch stark auf Petrochemie fokussiert. Angesichts der Trends haben Öl- und Gas-Unternehmen im Prinzip zwei Möglichkeiten: Ent-weder Sie defi nieren sich als Ener-gieunternehmen und gehen den Weg in Richtung Elektrizität. Das machen einige Firmen und enga-gieren sich daher auch im Bereich Erneuerbare Energie. Oder Sie gehen ans andere Ende der Wert-schöpfungskette und betrachten die Produkte, die Sie fördern, nicht als Energieträger, sondern als Rohstoff für eine Veredelung. Das ist der Weg in Richtung Chemie. Selbst Elektro-autos basieren nicht unwesentlich auf Erdöl: Sie brauchen Kunststoffe, Reifen, Lacke. Sie brauchen auch die Straße – und auch im Asphalt steckt Erdöl. Das Gleiche gilt übrigens für Gebäude, für die wir Isolationsmate-rialien herstellen.Wie haben sich die Rahmenbedin-gungen in puncto Nachhaltigkeit im Erdölgeschäft in den vergangenen Jahren verändert?SEELE: Es geht immer stärker darum, ein umsichtiger Betreiber zu sein – ein sogenannter Prudent Operator. Wir verfügen heute über einen strengen Governance Kodex, der beispielsweise eine ganz klare Absage gegenüber Korruption und ein Bekenntnis zu Menschenrech-ten als integrativen Bestandteil unserer Entscheidungsprozesse darstellt. Ich kann hier zwar nicht für die gesamte Branche sprechen, aber ich erkenne schon sehr deut-lich, dass sich der Großteil unserer Industrie zu solchen Regeln ver-pfl ichtet fühlt. Auch bei Themen wie Gesundheit, Arbeitsschutz, Sicherheit und Umwelt sind die Ansprüche an uns stetig gestiegen. Es gab einige Ereignisse, die letzt-endlich die Industrie dazu bewegt haben, ein klares Bekenntnis zu umweltverträglicher Produktion abzulegen und sich wesentlich stärker zu engagieren. Themen wie der Verzicht auf das Abfackeln von Begleitgas werden von der Industrie sehr aktiv aufgegriffen, so dass wir heute wesentlich umweltfreundli-cher arbeiten. Wer treibt im Unternehmen die Themen Verantwortung und Nach-haltigkeit voran?Wir sind eine wunderbare Adresse als Infra-strukturprovider für Elektromobilität. Hier sind wir bereit zu investieren. R. SEELEcorporAID Magazin November | Dezember 201808FOTOS: MIHAI M. MITREA, OMV AGRAINER SEELE im GesprächSEELE: Es sind vor allem die Inves-toren, die gewisse Ansprüche an die Entwicklung und an die Verantwort-lichkeit des Unternehmens stellen. Und diesen Investoren müssen wir klare Antworten geben. Hier steht die Nachhaltigkeit des Geschäftsmo-dells im Vordergrund: Nachhaltig-keit heißt allerdings nicht nur, dass man nachhaltig Gewinne erwirt-schaftet, sondern dass man nachhal-tig über eine Akzeptanz seitens der Finanzmärkte, der Gesellschaft und der Politik verfügt. Diese dreifache Akzeptanz ist eine wichtige Voraus-setzung für die OMV. Nachhaltigkeit stellen wir auch bei der Kommuni-kation mit Investoren verstärkt in den Vordergrund, weil wir so zeigen können, dass die OMV auch langfris-tig ein attraktives Investment ist. Wir haben ein Investitionsbudget von zwei bis zweieinhalb Milli-arden Euro jährlich – und diese Investitionen rechnen sich nicht innerhalb von ein paar Jahren, sondern wir sprechen hier in der Regel von Jahrzehnten. Aufgrund dieses Geschäftsmodells müssen wir das Thema Nachhaltigkeit prä-sent haben, um solche langfristigen Investitionen tätigen zu können. Wie managen Sie Verantwortung? SEELE: Das Thema Verantwor-tung ist beim Vorstand angesie-delt: Sie können das nur in eine Organisationskultur imple-mentieren, wenn Sie es von oben in das Unter-nehmen hineintra-gen. Dazu versuche ich, Verbündete zu fi nden, wie in jedem anderem Geschäfts-bereich auch. Sie kön-nen Verantwortung nur übernehmen, wenn Sie mög-lichst viele fi nden, die mit Ihnen gemeinsam die Verantwortung tra-gen. Im Endeffekt geht es um einen kulturellen Wandel, der in den Köpfen der Mitarbeiter stattfi nden muss – was allerdings nicht sehr schwierig ist. Schauen Sie: Wir sind in einem Geschäft, das eigentlich jeden mehr oder weniger betrifft. Ob es die Energieversorgung oder das Auto ist, ob es um eine saubere Umwelt oder um den Klimawandel geht. All das interessiert unsere Mitarbeiter so wie jeden einzelnen auf der Straße. Diese Verantwor-tung als Unternehmen anzuneh-men ist keine Aufgabe, die man umständlich aktivieren muss – das können Sie relativ einfach errei-chen. So kann man das schultern, allein kriegen Sie das nicht hin. Kooperieren Sie mit der Entwicklungszusammenarbeit? SEELE: Wir haben mehr als zehn Jahre lang mit der Austrian Deve-lopment Agency ADA bei verschie-denen sozialen Entwicklungspro-jekten zusammengearbeitet. In der Mehrzahl ging es um Projekte zu Gesundheit und Bildung zuguns-ten der lokalen Bevölkerung an unseren Standorten. So haben wir zum Bei-spiel ein Projekt zur Hepatitis-B-Impfung in Pakistan durch-geführt. In Tunesien haben wir mit „Skills to Succeed“ dazu bei-getragen, das Einkom-men der lokalen Bevöl-kerung unter anderem durch Berufsausbildung zu erhöhen. In Libyen unterstützen wir die Ver-sorgung der lokalen Bevölkerung in den Bereichen Gesundheit, Bildung und Wasser. Wir ste-hen im Dialog mit verschiede-nen Organisationen und suchen nach Kooperationen in Ländern, in denen wir aktiv sind.Was macht ein Unter-nehmen zukunftsfähig? SEELE: Eine gesunde Wirtschaftlichkeit mit einer nachhaltigen Zukunftsperspektive. Vielen Dank für das Gespräch!09Die nachhaltige Akzeptanz seitens der Finanzmärkte, der Gesellschaft und der Politik ist eine wichtige Voraussetzung für die OMV.R. SEELEcorporAID Magazin November | Dezember 2018Der Öl- und Gaskonzern OMV AG entstand 1956 aus der sowjetischen Mineralölverwaltung. Heute ist das teilstaatliche, in Wien börsennotierte Unternehmen in den Bereichen Exploration und Produk-tion, Gas und Power sowie Raffi nerien und Marketing tätig. Im September 2018 wurde die OMV in den Dow Jones Sustainability Index aufgenommen. Der Konzern sucht und fördert Öl und Gas in den Kernregionen CEE (Österreich, Rumänien), Nordsee, Russland, Mittlerer Osten und Afrika und fokussiert zusätzlich auf die neue Kernregion „Australasien“ mit großen Zukäufen etwa in Neuseeland und Malaysia. Das Unternehmen betreibt außerdem drei Raffi nerien und rund 2.000 Tankstellen in zehn Ländern. Mit dem österreichi-schen Gasleitungsnetzwerk und vier Gasspeichern liefert die OMV Gas nach ganz Europa. 2017 erzielte der Konzern mit 20.700 Mitarbeitern einen Umsatz von 20,2 Mrd. Euro. Energieriese auf ExpansionskursOMV-KONZERNZENTRALE in Wien.DAS UNTERNEHMENNext >